TSV Handballer erzwingen das Matchglück als Belohnung für Kampf über 60 Minuten
Was für ein Erfolgssamstag für den TSV Bayer Dormagen innerhalb von nur sechs Stunden: Nachdem die B-Jugend sich für das DM-Achtelfinale durch den 24:16-Sieg in Hamm qualifizierte und die A-Jugend dank des 29:27 beim VfL Potsdam ins DM-Viertelfinale einzog, öffnete der Zweitligist beim ThSV Eisenach mit der 26:25-Revanche für die Hinspielniederlage vor sechs Wochen die Tür zum Klassenerhalt um einen weiteren großen Spalt. Patrick Hüter hatte denn auch allen Grund zur Freude: „Das war mein erster Sieg überhaupt in Eisenach“, stellte der TSV-Kapitän begeistert fest. „Das passte perfekt am Schluss, Martin fängt den Ball und wirft ihn mir sofort zu“, jubelte Siegtorschütze Jan Reimer nach dem entscheidenden Treffer. Der Spielverlauf war zwar ein wenig anders am letzten Sonntag gegen Lübeck, aber das Ergebnis lautete erneut 26:25 für den TSV. „Endlich hatten wir mal dieses nötige Quäntchen Glück“, sagte TSV-Geschäftsführer Björn Barthel. Und für Trainer Peer Pütz stand fest: „Wir haben uns für unseren guten Kampf belohnt.“
Auf den erfolgreichen Ausgang der Partie deutete zunächst nicht sehr viel hin. Zu viele Würfe in den gegnerischen Block und ein wenig überzeugendes Überzahlspiel führten zur 5:2-Führung der Gastgeber in der 13. Minute. Die vorab überlegten Lösungen gegen Eisenachs 5:1-Defensive zeigten aber langsam Wirkung. So erzielte der quirlige Mislav Grgic drei Minuten später den 5:5-Ausgleich, nachdem Martin Juzbasic erst schmerzhaft mit dem Kopf gegen Ante Tokic abwehrte und kurz drauf einen Strafwurf des besten Liga-Torschützen Fynn Hangstein meisterte. Fortan spielten beide Mannschaften auf Augenhöhe. Für die erste Gäste-Führung (6:7, 18.) war Jan Reimer verantwortlich, der nicht nur erneut bester Werfer der Partie war, sondern nach seinen acht Treffern mit nun 84 Toren auf den zweiten Platz hinter Andre Meuser (108) in der internen TSV-Statistik vorrückte.
Dass der TSV den Beginn des Spiels „ein bisschen verschlafen hat“, wie Meuser später erklärte, sollte sich mit dem Wiederanpfiff nicht wiederholen. Im Gegenteil: Die Dormagener kamen hellwach aus der Kabine und hatten im Gegensatz zum Hinspiel auch personelle Alternativen: Patryk Biernacki hat seine Verletzung überstanden und feierte ein ordentliches Comeback, auch Mislav Grgic und Artur Karvatski konnten die Thüringer im Gastspiel am 1. März noch nicht sehen. Mit jeweils sechs Toren hatten die Beiden einen wichtigen Anteil am zweiten Auswärtssieg der Saison 2021/22 mit ihren einerseits überraschenden und andererseits knallharten Abschlüssen.
Zweimal lagen die Wiesel mit drei Treffern vorne, leisteten sich aber nach dem 15:18 durch Karvatski einige Abspielfehler, von denen die Eisenacher insbesondere über ihren Rechtsaußen Tokic profitierten. In der spannenden Begegnung legten die Rheinländer nun ständig vor, mussten aber auch regelmäßig den Ausgleich hinnehmen. Und wenn die Angriffe nicht mit einem Treffer endeten, dann ähnelten sich die Szenen in den jeweiligen Spielhälften: Semmelte Karvatski den Ball an die Latte, so folgte ihm Daniel Dicker mit dem Wurf ans Dormagener Gehäuse. Wurde die Aktion von Alexander Saul, bei der er sich leicht verletzte, als Stürmerfoul ausgelegt, so gab es den gleichen Pfiff gegen Ian Hüter – Stürmerfoul.
Plötzlich sah es so aus, als wende sich das Blatt: Nach Karvatskis 23:24 wurde Sauls Wurf von der TSV-Abwehr unglücklich abgefälscht. Dem 24:24 ließ Willy Weihrauch die erste Führung Eisenachs in der zweiten Hälfte folgen. Doch erneut war es Dormagens Neuzugang Karvatski, der Schlussmann Jepsen keine Chance ließ. Eine Minute vor dem finalen Pfiff der Berliner Schiedsrichter hieß es 25:25 – und Eisenach hatte den Ball. Es waren noch 30 Sekunden zu spielen, als ThSV-Trainer Misha Kaufmann die letzte Auszeit nahm. Dass Jannis Schneibel das Spiel bereits neun Sekunden vor dem offiziellen Ende die Partie entscheiden wollte, gehörte dabei eher nicht zur Absprache. Der Ball landete vom Dormagener Block in den Händen von Martin Juzbasic, der Jan Reimer exakt bediente. Der Rechtsaußen ließ Teamkollegen und Begleiter nebst der kleinen, aber lautstarken Fangruppe jubeln. „Wenn du 30 Sekunden vor Schluss ein Timeout nimmst, denkt niemand daran, dass du dieses Spiel verlierst“, betonte Kaufmann, der aber seinem jungen Spieler Schneibel keinen Vorwurf machte: „Man darf das Spiel nicht an einem Wurf messen.“
„Ich bin sehr happy über das Ergebnis“, kommentierte Peer Pütz, der die kleine Serie gewonnener Spiele gerne ausbauen will. Die nächste Gelegenheit bietet sich am Freitag nach Ostern: Heimgegner am 22. April ist der TV Großwallstadt. Fünf Tage später am 27. April steht ein weiteres Heimspiel gegen die Eulen Ludwigshafen an.
ThSV Eisenach – TSV Bayer Dormagen 25:26 (13:13)
Eisenach: Jepsen (9 Paraden), Lucin (3 P.); Iffert, Wöhler, Potisk (1), Hangstein (7/5), Ulshöfer, Walz (3), Tokic (6), Mota Sousa (1), Dicker, Donker, Schneibel, Snajder (2), Weyhrauch (1), Saul (4).
Dormagen: Juzbasic (12 Paraden), Simonsen (bei einem 7m); Karvatski (6), Meuser (2), Senden, Stein, Biernacki (1), I. Hüter (1), Reimer (8/3), Grgic (6/1), Zurga, P. Hüter (1), Johannmeyer, Grbavac, Seesing, Mast (1).
Schiedsrichter: Fedtke / Wienrich.
Zuschauer: 1207.
Zeitstrafen: 10:10 Minuten.
Siebenmeter: 5/6:4/5 (Juzbasic hält gegen Hangstein – Grgic scheitert an Jepsen).
Spielfilm: 5:2 (13.), 5:5 (16.), 6:7 (18.), 9:8, 10:11, 12:13, 13:13 – 13:15 (33.), 14:17 (37.), 15:18, 18:18 (40.), 20:22 (45.), 22:22, 23:24 (57.), 25:24, 25:26.